Als Materialtest-Reaktor spielt der Jules-Horowitz-Reaktor (JHR) in Frankreich eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der Atomenergie. Hierzu hat Montanstahl mit der Produktion und Anlieferung fundamentaler HEB Edelstahl Träger beigetragen.
Bild von Nuclear Engineering International
Der wassergekühlte Reaktor wird derzeit errichtet. 2021 soll der JHR ans Netz angebunden werden. Zudem soll er beim Testen der Struktur und Abschirmung eingesetzt werden. Aber auch das Kühlsystem des Neutronenreaktors wird ausführlich überprüft. Der Jules-Horowitz-Reaktor ist als Ersatz des europäischen Materialtest-Reaktors vorgesehen, der in den sechziger Jahren gebaut wurde. Dieser soll nur noch bis 2020 in Betrieb sein. Der neue Reaktor liegt in der südfranzösischen Stadt Cadarache. Dort befindet sich der grösste europäische Standort für nukleare Forschung. Neben dem JHR ist auch der weltweit grösste magnetische Kernfusionsreaktor – ITER – im Bau.
Bestrahlungsexperimente
Mit einer Leistung von etwa einhundert Megawatt unterstützt der Reaktor neben nuklearen Tests auch die Erforschung und Produktion radioaktiver Isotope. Dabei müssen ausnahmslos hohe Sicherheitsstandards zu beachten. Als Drehkreuz für wissenschaftliche Forschung bietet der JHR die Möglichkeit für experimentelle Bestrahlung. Das Verhalten von Brennstoff und anderem Material unter Bestrahlung wird ebenso analysiert.
Der JHR wird dabei die doppelte Kapazität des ursprünglichen MTR Osiris haben. Der neue Reaktor bietet die Möglichkeit, zwanzig Experimente zeitgleich ablaufen zu lassen. Somi hat der JHR eine Betriebskapazität für 260 Tage Energie. Er wurde außerdem entwickelt, um verbesserte Online-Kontrollen und ein Spaltprodukt-Labor mit Brennstoffprobe-Bestrahlung zu verbinden.
Etwa zwanzig Bauunternehmen sind insgesamt an der Errichtung des JHR beteiligt. Grosse Meilensteine waren die Installation der Kuppel im Jahr 2013 und die erfolgreiche Beseitigung der Schalung der Kuppel 2015.
Training zukünftiger Wissenschaftler
Unterstüzt werden außerdem die fortgeschrittene Modellierung und Ermöglichung von Simulation zur Reproduktion von Versuchskonditionen. Dazu zählen Temperatur, Druck und Kühlwassersysteme ebenso wie Schmelz- und Kühlmittel. Lebenswichtig ist ein Trainingssystem für zukünftige Wissenschaftler und die Arbeiterbelegschaft.
Der JHR wurde durch ein Konsortium der französischen Atom- und alternativen Energie-Kommission errichtet. Dieses ist somit für den Reaktor verantwortlich und gleichzeitig auch der Eigentümer. Alle Mitglieder des Konsortiums haben Stimmrechte und garantierten den Zugang zum Reaktor. 2014 hatte die Europäische Union einen besonderen Mitgliedstatus. Zudem gab es elf weitere Mitglieder.
Hilfseinrichtungen im Nebengebäude NAB
Der Komplex besteht aus einem Reaktorgebäude mit einem Durchmesser von 37 Metern. Dieser wurde mittels verstärktem Stahlbeton errichtet. Drei Speicherbecken für Treibstoffe und verbrauchtes Material befinden sich innerhalb des Nebengebäudes NAB. Dieses ist wiederum mit dem Reaktorgebäude über einen Tunnel verbunden, um einen einfachen Transport von abgebranntem Treibstoff und experimenteller Ausrüstung zu gewährleisten. Des Weiteren verfügt das Nebengebäude über vier heisse Zellen, um die Vorbereitung von Experimenten und die Untersuchung von unzerstörten bestrahlten Proben zu ermöglichen.
Bild von www-jhr.cea.fr
Andere Hilfseinrichtungen sind ein Dieselstromerzeuger für Notfälle und eine kalte Werkstatt. Dort können experimentale Teile zusammengebaut und getestet werden.
HEB Edelstahl Träger mit hoher Qualität für den Reaktorkern
Wir von Montanstahl freuen uns darüber, mehr als acht Tonnen äusserst hochwertiger HEB Edelstahl Träger für das Projekt liefern zu dürfen. Die Spezialprofile haben die Güte 1.4307 und sind zwölf Meter lang. Da die Anforderungen für Bauteile in der nuklearen Industrie äußerst streng sind, wurden die Profile aus Edelstahl unter Beaufsichtigung des Bauherren AREVA hergestellt. Montanstahl ist stolz darüber, dass die produzierten HEB Edelstahl Träger zur Stützung des kritischsten Reaktorteils eingesetzt wurden, nämlich dem Hauptreaktorkern.
Lieferung von besonders hochwertigem Edelstahl
Montanstahl hat mehrere Machbarkeitsanalysen mit Prototypenfertigung für die Herstellung der Spezialprofile durchgeführt. Diese Profile aus Edelstahl bilden den Rahmen der Schiebetür zwischen Reaktor und den Vorbereitungsbereichen der Brennstäbe und Experimentgütern. Die Qualität der Laserschweissung muss in jedem Fall die hohen Qualitätsansprüche der Laserschweissnaht einhalten. Jedes der laser geschweissten Profil muss zu einhundert Prozent eine metallurgische Analyse sowie Röntgen-Inspektion durchlaufen. Dieses Verfahren garantiert, dass zum einen die Schweissung alle strengen Anforderungen der Nuklearindustrie erfüllt. Zum anderen wird so gewährleistet, dass keinerlei Makel vorhanden sind.
Der im JHR verwendete Edelstahl muss von erstklassiger Qualität sein. Nur so kann er um den Belastungen vollständig standhalten, die in Verbindung mit Spannungsrisskorrosion und der Bestrahlung entstehen. Experimente vor Ort werden auch das Phänomen der kriechenden Schwellung des Baumaterials untersuchen. So werden Wartung, Qualität und möglicher Verfall von zukünftigen Atomreaktoren optimiert.